Per Tandem durchs Museum

Junge Erwachsene aus Afghanistan, Deutschland und Syrien begegnen sich im Stadtmuseum Dresden

Per Tandem durchs Museum wurde gefördert durch die Richtlinie Integrative Maßnahmen des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz / Geschäftsbereich Gleichstellung und Integration.

Laufzeit: 01.08. bis 31.12.2016

Was interessiert junge Erwachsene an einem Museum, das sich mit der Geschichte ihres Heimatortes befasst? Was ist Heimat eigentlich? Wie gelingt es, dass ein Ort eine Heimat werden kann? Über diese und andere Fragen hat das Projekt Jugendliche aus Dresden und junge Menschen, die im vergangenen Jahr nach Dresden geflüchtet sind, ins Gespräch gebracht. Es zeigte sich, dass alle ähnliche Fragen hatten, die motiviert waren von Aufbruch und der Suche nach neuen Wurzeln.

So rückte auch nicht das Museum in den Vordergrund, sondern die Jugendlichen selber. Nach diesem Perspektivwechsel hießen die Fragen „Welches Ausstellungsstück weckt euer Interesse und warum?“ oder „Welche Eindrücke und Erinnerungen verbindet ihr mit dem Ausgestellten?“

 

Rahmenbedingungen des Projekts

Der Freistaat Sachsen förderte durch die Förderrichtlinie „Integrative Maßnahmen“ das Projekt, welches komplett im Stadtmuseum durchgeführt wurde. Die Teilnehmerwerbung fand über berufliche und private Netzwerke statt (Internetseite des Museums, Facebook, Schulen, Geflüchteteninitiativen). Es sollte eine möglichst gleiche Anzahl von deutschen und geflüchteten Teilnehmenden gewährleistet sein. Nach einer Informationsveranstaltung mit 20 Jugendlichen fanden an fünf Termine zwischen September und November 2016 die Workshops statt. Die Workshops wurden von den Projektdurchführenden geplant, vorbereitet und abgestimmt. Unterschiedliche Schwerpunkte wurden gesetzt, über die intensive Führung durch die Dauerausstellung über die Möglichkeit, einzelne Ausstellungsgegenstände vielfältig nachzuempfinden und der gemeinsamen Neuinterpretation. Auf einer offiziellen Abschlusspräsentation am 4. Dezember wurden die mehrsprachige Broschüre vorgestellt.

 

Praktische Umsetzung

Verschiedene interaktive Übungen förderten das Kennenlernen und erleichterten die Tandembildung. Die Tandems bestanden aus ein bis zwei Geflüchteten und ein bis zwei deutschen Jugendlichen. Die Tandems wurden während des Projekts mehrmals neu zusammengestellt. Die inhaltliche Arbeit begann mit Diskussionsrunden mit verschiedenen Leitfragen wie der Frage nach den eigenen Bezügen zur Stadt. „Denke ich an Dresden, fällt mir ein …“. Beim anschließenden Gang durch das Museum wählten die Tandems einen Gegenstand aus, mit dem sie sich näher befassen wollten. Die grundlegende Leitfrage war: „Welche Eindrücke und Erinnerungen verbindet ihr mit dem Ausgestellten?“.

Diesen Gegenständen widmeten sich die Teilnehmenden zunächst gestalterisch, wodurch farbige Modelle der Schmuckstücke, Schuhe und Öfen entstanden. Die Frauenkirche und ein Fadenmodell wurden fragil aus Holz, Knetmasse und Kunststoffstäbchen geklebt; die Keramikfigur der Dresdensia wurde schließlich gezeichnet.

Die Objekte lösten intensive Gespräche aus und die Jugendlichen begannen, ihre Lebenswelten zu vergleichen. Zu den neu geschaffenen Gegenständen erzählten die Tandems ihre Geschichten, die aufgeschrieben und in der Broschüre dokumentiert wurden. So führten mittelalterliche Wasserleitungen beispielsweise zur Frage, wie Haushalte in Afghanistan heute an die Wasserversorgung angeschlossen sind.

Bei einem Abschlussfest konnten alle Tandems ihren Freunden und Familien bei einem Rundgang „ihre“ Objekte und die entsprechenden Seiten in der Broschüre vorstellen.

Führung, Gruppenübungen und Gespräche fanden grundsätzlich in deutscher Sprache statt.

 

Fazit und Perspektiven

Das Projekt hat gezeigt, wie vielfältig die Dresdner Stadtgeschichte interpretiert werden kann. Einzelne Ausstellungstücke sprachen die Geflüchteten besonders an, entweder weil sie an ihre Heimat erinnert worden (Ofenrohr), weil es ganz anders war (Frauenkirche), einen beruflichen Bezug hatte (Fadenmodell) oder einfach schön oder interessant (Kleid). Die vorliegende Broschüre spiegelt den Ablauf des Projekts wider und verdeutlicht die intensive und offene Zusammenarbeit der Tandems. Der gleichberechtigte Zugang zur Dauerausstellung des Stadtmuseums Dresden brachte viel Unerwartetes zum Vorschein.

Die Projektteilnehmenden bieten bei Nachfrage Führungen an.

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