in der NS-Zeit

Auf diese Weise wurden Ehen geschlossen, deren Partner sich kurz zuvor nicht über den Weg getraut hätten. Kinder, die Furchtbares erlebt hatten, konnten ihre Ängste, Schrecken und inneren Verletzungen nicht verarbeiten. Sie wurden erwachsen und waren nun selbst für Kinder verantwortlich, ohne eine Kindheit erlebt zu haben. In der DDR kam die Erfahrung einer neuen Diktatur hinzu. Das Selbstverständnis der DDR als antifaschistischer Staat verhinderte eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und ihrem Erbe im eigenen Land wie sie in Westdeutschland nach 1968 möglich wurde.
Sabine Bode gehörte zu den ersten, die über die Generation der im Krieg geborenen Kinder und deren Nachkommen schrieb. Seit der Veröffentlichung ihrer Bücher über Kriegskinder und Kriegsenkel ist eine Vielzahl weiterer Veröffentlichungen hinzugekommen. Archive berichten über eine anhaltend hohe Zahl an Anfragen.
Auch mich ließ die Frage nach der Familiengeschichte in der NS-Zeit nicht mehr los. Auch in meiner Familie gab es das große Schweigen und das Bedürfnis, die eigenen Eltern, meine Großeltern, in Schutz zu nehmen. Mit Hilfe von Archivrecherchen konnte ich in den vergangenen Jahren Lebensläufe meiner eigenen Familie rekonstruieren. Unter ihnen befanden sich überzeugte Mitläufer, aber auch Opfer des sowjetischen Geheimdienst und Menschen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft deportiert und ermordet wurden.